„Rücken“ trifft fast jeden ein- oder mehrmals im Laufe seines Lebens, denn 80 % aller Deutschen haben im Laufe des Lebens therapeutisch relevante Rückenschmerzen. Meist steckt aber kein Bandscheibenvorfall hinter diesen Beschwerden, sondern oftmals ein Verschleiß der Wirbelsäule und ihrer Gelenke, Verspannung der Muskulatur und fehlendes Training der Nacken- und Rückenmuskel. Dies ist nicht zuletzt durch einen Mangel an Bewegung ausgelöst und hat seit den 60er Jahren stark zugenommen. In den allermeisten Fällen kann man diese aber ohne Operation behandeln.. Hier helfen meist konservative Therapiemaßnahmen, in seltenen Fällen muss man die Beschwerden über CT-gesteuerte Blockaden lindern.
Bandscheibenvorfall L4/5
und Protrusion L5/S1
Wichtig ist, dass Rückenschmerzen nicht immer vom Rücken kommen, denn auch Nierensteine, Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Magengeschwüre, Myome der Gebärmutter, Endometriosen oder Aneurysmen der Bauchschlagader, aber auch eine Osteoporose, Entzündungen oder Tumore der Wirbel können Rückenschmerzen auslösen.
Die Bandscheibe sitzt als Puffer und Polster zwischen den Wirbeln und besteht aus einer relativ harten Hülle mit einem weichen Kern, etwa so, wie wenn ein Luftballon mit Marmelade gefüllt wird. Wenn die Hülle einreißt, ist es ähnlich wie bei einer Zahnpasta-Tube: schraubt man die Kappe ab und drückt auf die Tube, so quillt Zahnpasta daraus hervor. Und so wie die Zahnpasta nicht mehr von alleine in die Tube zurückflutscht, so geht auch ein Bandscheibenvorfall nicht wieder in den Bandscheibenraum zurück.
Der Nachweis eines Bandscheibenvorfalls in der Kernspin- oder Computertomographie bedeutet nicht, dass deshalb eine Behandlung erfolgen muss. Ein Bandscheibenvorfall selbst tut nämlich gar nicht so sehr weh, weil die Bandscheibe gar keine Schmerzfasern hat. Wenn der Bandscheibenvorfall aber auf die Nerven drückt, die zu den Armen oder Beinen ziehen, dann werden die typischen ausstrahlenden Schmerzen ausgelöst, weil die entsprechenden Nervenbahnen gedrückt werden. Werden diese sehr stark gedrückt, kann es auch zu Lähmungen und Gefühlsstörungen kommen.
Muss man immer operieren?
Zum Glück hilft sich der Körper häufig selbst, die Bandscheibe besteht zu mehr als der Hälfte aus Wasser, der Körper kann sie somit schrumpfen, und wenn der Vorfall dann nicht mehr auf den Nerven drückt, braucht man auch nicht operieren. Von 100 Patienten, die wir in unserer Sprechstunde mit der Frage sehen, ob eine Operation erforderlich ist, müssen wir dies nur bei 10 % wirklich tun. Operationen kommen bei Bandscheibenvorfällen in Betracht, wenn diese sich unter konservativen Therapiemaßnahmen nach 6-8 Wochen nicht bessern oder wenn die Lähmungen so ausgeprägt sind, dass man eine konservative Behandlung nicht vertreten kann. Blasen- und Darmstörungen sind ein Notfall und müssen sofort operiert werden.
Wie sollte man denn operieren?
Natürlich möchte jeder möglichst minimal invasiv operiert werden. Dies wird fälschlicherweise immer gleich gesetzt mit „möglichst kleine Löcher in die Haut schneiden und den Laser und das Endoskop benutzen“. Hierzu findet man im Internet unzählige Therapieverfahren. Kaum eines dieser Verfahren hält aber einer genaueren Überprüfung stand, in manchen Fällen sind sie sogar eher schädlich und gefährlich. Der Laser beispielsweise ist ein energiereicher gebündelter Lichtstahl, der Gewebe verbrennt. Wie würden Sie Ihr Unkraut auf dem englischen Rasen entfernen ? Vorsichtig auszupfen oder mit dem Flammenwerfer abfackeln ? Das Endoskop ist eine Minikamera, mit der man das Operationsfeld auf einen Monitor übertragen kann. Endoskope sind heutzutage immer noch 2D, während das Operationsmikroskop eine 3D Darstellung bietet. Wie haben sie bei Avatar im Kino mehr gesehen ? In der normalen 2D oder in der 3D Version?
Wenn man operieren muss, dann ist das beste und schonendste Verfahren derzeit immer noch die Öffnet externen mikrochirurgische Entfernung des Sequesters. Hier gilt: Bettruhe nach der Operation war früher einmal, heutzutage darf man sofort wieder aufstehen und natürlich auch sitzen, Korsette und Halskrawatten nach der Operation sind nicht nötig und der stationäre Aufenthalt beträgt meist nur wenige Tage. Natürlich entwickelt sich die Medizin weiter, aber nicht alles, was neu ist, ist auch besser. Erst wenn ein neues Verfahren nachweisbar dem bisherigen überlegen ist, macht es Sinn, die Behandlung zu ändern.
Kunstbandscheiben
In jüngster Zeit haben eine ganze Reihe von Firmen künstliche Bandscheiben auf den Markt gebracht. Während die Implantation im Lendenwirbelsäulenbereich derzeit noch wesentlich aufwändiger ist, als eine normale Bandscheibenoperation, und auch noch keine gesicherte Verbesserung der Behandlung bietet, ist dies im Halswirbelsäulenbereich kaum mit mehr Risiken oder größeren Schnitten verbunden, als bei der herkömmliche Operation mit sogenannten Cages.
Implantierte Halsbandscheiben-Prothese
auf Höhe C6/7
Als Hauptvorteil scheint die Erhaltung der Beweglichkeit in der operierten Bandscheibenetage von Bedeutung, da hierdurch die Belastung für die angrenzenden Bandscheiben nicht erhöht wird. Allerdings gilt auch hier: es liegen noch keine statistisch verwertbaren Zahlen hierzu vor, dass dies auch tatsächlich so ist. Hinzu kommt, dass die Lebensdauer der Bandscheiben-Prothesen allgemein mit ca. 10-15 Jahren angenommen wird. Unklar ist bislang, ob es danach zu einer spontanen Versteifung kommt, oder ob u.U. auch eine weitere Operation (wie bei manchen Hüftgelenksprothesen) notwendig wird. Daher sind diese Kunstbandscheiben in bestimmten Fällen durchaus sinnvoll, aber derzeit sicherlich noch nicht das Standardverfahren bei operativ zu behandelnden Bandscheibenvorfällen. Wir bieten daher diese Operation als Option an, die Standard-Operation mit Cages ist deshalb aber keineswegs verlassen worden.
Was muss man nun bei Ihrem „Rücken“ tun?
Wie bei anderen Behandlungen gilt auch hier: die für Sie beste Therapie können wir nur mit Ihnen gemeinsam festlegen, dazu sind unsere Sprechstunden da.