Hirntumor OP mit moderner Technik – in Siegen kann ein Hirntumor mit Neuronavigation besonders präzise entfernt werden
SIEGEN. Hirntumoren werden nach Möglichkeit operiert. Die Herausforderung besteht darin, denkbar viel Tumorgewebe zu entfernen, ohne dabei funktionell wichtiges Hirngewebe zu beschädigen. Um den Tumor leicht aufzufinden und Tumor- von gesundem Gewebe zu unterscheiden, gibt es heutzutage technische Hilfsmittel, die oft kombiniert zur Anwendung kommen. Die Neurochirurgen in Siegen um Chefarzt Prof. Dr. Veit Braun nutzen dafür vor allem die sogenannte Neuronavigation, aber auch fluoreszenzgestütze Verfahren und intraoperatives Monitoring.
Welche Vorteile bietet die Neuronavigation bei der Operation eines Hirntumors?
Die Diagnose „Hirntumor“ ist für viele Betroffene ein Schlag und löst verständlicherweise Ängste aus. Viele dieser Tumoren lassen sich allerdings heute sehr gut behandeln. Ist eine Operation möglich, wird der Neurochirurg versuchen, möglichst viel Tumormasse zu entfernen. Dabei muss er jedoch bestimmte Hirnbereiche schonen, damit der Patient auch nach der Operation beispielsweise noch sprechen, sich erinnern oder gezielt bewegen kann.
Die Neuronavigation kombiniert verschiedene technische Verfahren und verhilft so zu einem besonders zielgenauen und schonenden Operieren. Dazu werden im Vorfeld aufgenommene Bilder vom zum operierenden Gebiet während der Operation auf den Patienten projiziert. So weiß der Operateur sogar ohne Sicht, wo im Gewebe sich seine OP-Instrumente gerade befinden.
Die Neuronavigation wird auch als „Brain mapping“ bezeichnet. Das Verfahren verknüpft den physikalischen Raum mit einem präoperativ angefertigten virtuellen 3D-CT- oder MRT-Bildraum. Dabei werden eine große Anzahl identischer Punkte im Bild- als auch im physikalischen Raum identifiziert und eine sogenannte Transformationsmatrix errechnet, sodass durch Interpolation beliebige Punkte des physikalischen Raums dem Bildraum zugeordnet werden können.
Neuronavigation: 3D-GPS für das Gehirn
Mit Hilfe dieser ausgefeilten Technologie der Neuronavigation weiß der Neurochirurg während der Operation genau, wo er arbeitet. Man kann sich das Verfahren wie ein hochentwickeltes GPS für das Gehirn vorstellen. Es besteht aus einem speziellen Zeiger und einem Computer. Der Zeiger zeigt dem Chirurgen genau, wo er im Gehirn ist, ähnlich wie ein Cursor auf einem Computerbildschirm, aber in 3D.
Der Computer speichert ein detailliertes 3D-Bild vom Gehirn des Patienten und zeigt dem Chirurgen, wo der Zeiger im Verhältnis zu Tumoren oder wichtigen Gehirnstrukturen positioniert ist. Das System kann sogar Zielpunkte für die Operation direkt in das Blickfeld des Neurochirurgen einblenden – wie ein Navigationsgerät, das den Weg direkt auf die Straße projiziert. Das nennt man „erweiterte Realität“ oder Augmented Reality. So kann der Chirurg quasi „durch“ das aktuelle Bild sehen, um zu wissen, was vor ihm liegt, ohne bereits dort zu sein.
Um den Zeiger zu orten, verwendet das System Infrarot-Licht. Das Instrument hat kleine Leuchtdioden (LEDs), die Infrarotlicht aussenden. Ein spezielles Kamerasystem fängt diese Signale auf und berechnet, wo im Raum sich das Instrument befindet. Ein zusätzlicher Computer verarbeitet diese Informationen und kann die Position von einem oder mehreren Instrumenten gleichzeitig genau bestimmen.
Patienten mit einem Hirntumor kommen auch aus Dortmund und Bochum für die Operation nach Siegen
„Aufgrund unserer hochwertig ausgestatteten OP-Säle und unserer langjährigen Erfahrung in der Operation von Hirntumoren konnten wir bereits viele Patienten optimal behandeln“, sagt Prof. Veit Braun. „Wir planen schon vor der OP den optimalen Zugang zum Tumor mit Hilfe von KI generierten Bildern und AR Brillen und markieren seine Grenzen, um ihn später präzise herausschneiden zu können. Zugleich gelingt es uns so, nur wenig gesundes Gewebe zu schädigen. Durch spezielle bildgebende Verfahren, wie der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) oder der Positronenemissionstomographie (PET) können im Vorfeld sogar funktionell wichtige Hirnbereiche dargestellt werden, um sie schützen zu können“, erklärt der Facharzt.